Von „SAP baut 8.000 Stellen ab, aufgrund einer Neuausrichtung“, über „in Olpe können aufgrund eines Hackerangriffs keine Autos zugelassen werden“, bis hin zu „Vodafone und Microsoft starten eine Partnerschaft, um u.a. den Kundensupport mithilfe von KI zu bewältigen“, im Januar fanden sich einige Zeitungsartikel, die zeigen, die Arbeitswelt verändert sich. Betroffen von der Digitalisierung sind alle Branchen, nicht nur die Industrie, sondern auch u.a. der öffentliche Dienst oder die Dienstleistungsbranchen. Indes ist die Digitalisierung nicht der einzige Trend, hinzukommen z.B. die ökologische Transformation oder der demografische Wandel. Doch es wäre falsch, den Kopf in den Sand zu stecken und nur das Negative zu sehen. Stattdessen ist es nun Zeit, die Zukunft im Sinne der Arbeitnehmer*innen zu gestalten und ein wichtiges Instrument dabei ist die berufliche Weiterbildung. Das zeigen ebenfalls zwei Schriften aus der jüngsten Zeit:
Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina: Die Zukunft der Arbeit
Die Stellungnahme der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina „Die Zukunft der Arbeit“ beschreibt das Wechselspiel der unterschiedlichen Megatrends. So würde der demografische Wandel zu einer Knappheit der Arbeitskräfte führen und gleichzeitig „befeuert die Digitalisierung die Sorge vor einem Wegfall von […] Arbeitsplätzen.“ Für uns – als Weiterbildungsmentoringprojekt- ist natürlich gerade das Kapitel zur Weiterbildung spannend. Es unterstreicht viele Punkte, die auch wir bei unserer Arbeit sehen, und bekräftigt uns darin, dass es sinnvoll ist, durch Weiterbildungsmentor*innen Kolleg*innen auf Augenhöhe anzusprechen und Strukturen zu verändern. So wird in der Stellungnahme vom Matthäus-Effekt gesprochen, den man sprichwörtlich mit „Wer hat, dem wird gegeben übersetzen“ kann. Gemünzt auf die Weiterbildung bedeutet das, dass gerade Menschen mit einer guten Schul- und Erstbildung besonders häufig an Weiterbildung teilnehmen. Genauso wie eher Personen in analytischen und abwechslungsreichen Berufen an Weiterbildung teilnehmen, als Personen mit manuellen und wiederholenden Jobs. Die Gründe dafür, dass ausgerechnet die, die von einer Weiterbildung besonders profitieren würden, nicht daran teilnehmen, sind unterschiedlich. Die Autor*innen sehen auf der einen Seite, dass bestehende Regelungen, z.B. das Bildungsfreistellungsgesetz, kaum Wirkung entfalten und die Möglichkeiten für die Beschäftigten häufig unklar oder intransparent sind. Für den mangelnden Ausbau der Weiterbildungsförderungen führen die Autor*innen auch eine mangelnde Durchsetzbarkeit der Beschäftigten gegenüber dem Arbeitgeber an. Hierzu passt die Kritik, dass beim Thema Weiterbildung zu sehr die individuelle Bringschuld betont wird. Dadurch wird in der politischen Diskussion übersehen, welchen Gruppen der Weiterbildungszugang erschwert wird. Die Autor*innen geben die Handlungsempfehlung an die Politik, Weiterbildung institutionell zu verankern und zu einer weiteren, eigenständigen Säule des Bildungssystems zu machen. Das setzt z.B. eine höhere Bekanntheit der Weiterbildungs- und Förderangebote voraus, sowie eine bessere Weiterbildungsberatung. Die Stellungnahme mit vielen weiteren Analysen und Handlungsempfehlungen kann online abgerufen werden.
Studie vom IAB: automatisierbare Tätigkeiten und Weiterbildung
Auch eine Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufserfahrung sieht großen Handlungsbedarf beim Thema Weiterbildung. Sie hat das Ergebnis, dass gerade die Beschäftigten sich seltener weiterbilden, deren Tätigkeiten sich am ehesten automatisieren lassen. Die Studie unterscheidet zwischen zwei Arten von Tätigkeiten: Tätigkeiten, die eher von Robotern übernommen werden können, also ein hohes Automatisierungspotenzial haben, und Tätigkeiten, die nur schwer von einem Roboter übernommen werden können. Gerade im verarbeitenden Gewerbe und im Groß- und Einzelhandel sind viele automatisierbare Tätigkeiten zu finden, die tendenziell eher von Personen ohne Berufsausbildung ausgeübt werden. Im ersten Moment könnte man daher auf die Idee kommen, dass die geringe Weiterbildungsteilnahme daran liegt, dass Personen ohne Berufsausbildung seltener an Weiterbildung teilnehmen. Doch diese Erklärung trifft laut den Autor*innen nicht zu. So bleibt selbst der Unterschied bestehen, wenn man sich nur die Beschäftigten mit Studium oder Berufsabschluss anschaut. Das Arbeit-von-Morgen-Gesetz, welches seit 2023 in Kraft ist, hat hier bisher noch keine messbare Abhilfe geschaffen. Der Grund ist dabei vor allem mangelnde Bekanntheit, was sich natürlich noch ändern kann. Die Studie findet ihr auf der Seite vom IAB-Forum.
Was bedeutet das für mendi.net ?
Die Weiterbildungsmentor*innenprojekte sind Teil der Nationalen Weiterbildungsstrategie. Uns ist daher natürlich ein Anliegen, die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland zu verbessern und die Stimme der Arbeitnehmer*innen zu stärken. Unser Konzept setzt genau da an, wo die Studien u.a. Handlungsbedarfe sehen. Weiterbildungsangebote und Fördermöglichkeiten bekannter zu machen, Kolleg*innen, die bisher nicht an Weiterbildung teilgenommen haben, direkt anzusprechen und Hürden abzubauen. Auf unseren Seminaren lernen die Weiterbildungsmentor*innen das Rüstzeug dafür, welches sie in den Betrieben und Verwaltungen tragen.
Interesse am Thema? Dann ist vielleicht das Vernetzungstreffen mit Mario Patuzzi (DGB-Bundesvorstand), was für dich: Berufsbegleitende Qualifizierungsangebote für Beschäftigte ohne Berufsabschluss. Infos auf unserer Webseite.