Weiterbildung und Geschlechterungleichheit

Am heutigen internationalen Frauentag, nehmen wir eine besondere Perspektive beim Thema berufliche Weiterbildung ein: „Frauen fühlen sich viel schlechter auf Digitalisierung vorbereitet“ titelte in der vergangen Woche „Zeit Online“. Anlass des Artikels war eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, die zum Ergebnis hatte, dass die digitale Transformation die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt verstärkt. Obschon Frauen ähnlich häufig auf der Arbeit am Computer sitzen würden, wären sie sich häufig unsicherer bei der Bedienung von digitalen Anwendungen:
„Je anspruchsvoller eine Softwareanwendung ist, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass Frauen sie nutzen.“
Das hat einen direkten Einfluss auf die beruflichen Chancen und die Lohnentwicklung und es sei anzunehmen, dass der Effekt mit zunehmender Digitalisierung immer größer werde. Der Gründe sind unter anderem, dass Frauen, gerade Teilzeitarbeitskräfte, seltener gefördert werden und ihnen der Zugang in technische Arbeitsbereiche erschwert werden.
Zum Glück warten die Autor*innen der Studie am Ende noch mit einer guten Nachricht auf, die digitale Transformation kann gestaltet werden. Geschlechtergleichheit könne durch zwei Stellschrauben gestärkt werden:

  • Neue Arbeitszeitnormen, die zu einer verbesserten Vereinbarkeit von Sorgearbeit und Erwerbstätigkeit führen.
  • Gezielte Weiterbildung, um mit der digitalen Technologie Schritt halten zu können.

Allerdings zeigt sich, dass Frauen deutlich seltener an Weiterbildungsangeboten teilnehmen und wenn nur an kürzeren Angeboten als Männer. Grund sei unter anderem eine „diskriminierende Praxis der Arbeitgeber(*innen)“: „Insbesondere Mütter erhalten seltener Weiterbildungen, die teurer sind und vom Arbeitgeber bezahlt werden“ . Die kürzeren Arbeitszeiten und familiären Verpflichtungen würden für die Arbeitgeber*innen den Anreiz schmälern Weiterbildungsangebote zu bezahlen. Die Studie umfasst noch viele weitere spannende Fakten und Empfehlungen. Ihr findet sie auf der Seite des WSI.
Die Studie hat uns auch nochmal darin bestärkt, wie wichtig es ist für eine Weiterbildungskultur einzutreten, von denen alle Mitarbeiter*innen profitieren. Weiterbildungsmentor*innen sind dabei ein spannender Einsatz, da sie sensibilisiert durch unsere Qualifizierungen, auf Hürden in der Weiterbildung achten. Außerdem kennen sie Weiterbildungsformen, die sich mit Teilzeitarbeit kombinieren lassen.

Equal-Pay-Day und internationaler Frauentag – Mit Weiterbildungsmentoring dem Gender-Pay-Gap aktiv entgegensteuern

Der seit dem 19. März 1911 gefeierte Frauentag ist auch nach 111 Jahren sehr aktuell. Historisch gesehen, macht der Tag, sowohl früher als auch heute, auf Ungleichheiten in allen Bereichen des Lebens zwischen Frauen* und Männern* aufmerksam. Nicht zuletzt werden die Unterschiede jedoch vor allem in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern sichtbar. Zu diesem Zweck gibt es seit 2009 den sogenannten Equal-Pay-Day (dt. “Gleichbezahlungstag”). Dieser gibt die Zeitspanne, gerechnet vom 1. Januar jeden Jahres, an, in welcher Frauen* im Vergleich zu Männern* “kostenlos” arbeiten. In diesem Jahr 2022 wären das 65 Tage. Das bedeutet, dass eine Entgeltdifferenz von ca. 18 Prozent existiert.
Also: Frauen* erhalten im Vergleich zu Männern* fast ein 1/5 weniger Geld und das im 21. Jahrhundert.

Die gute Nachricht:
Seit 2010 verkürzt sich die Zeitspanne stetig und der Equal-Pay-Day findet immer früher im Jahr statt!

Doch trotz allem ist noch ein großer Spalt zu schließen. Dies gelingt unter anderen durch die Teilhabe an Bildung. An der Bereitschaft zur Weiterbildung liegt es schon einmal nicht. Wohl eher lassen es die Rahmenbedingungen oft nicht zu, dass Personen, welche hauptsächlich Care-Arbeit leisten und dass sind meist noch Frauen*, den Zugang zu Bildungsmaßnahmen erschwert werden kann. Bildungsformate und Arbeitszeitmodelle müssen so angepasst werden, dass eine betriebliche Weiterqualifizierung zu ermöglichen ist.

Die bessere Nachricht:
Auch hier können Weiterbildungsmentor*innen im Einsatz sein und vermitteln. Sie können im Austausch mit dem mendi.net-Team passende Weiterbildungsangebote finden und daran mitwirken, dass der Equal-Pay-Day von Jahr zu Jahr an den Jahresanfang wandert.